Biographisches Lexikon der Opfer

Biographical Encyclopedia of Victims

 

   
Erich Priebke 

Hotelfachmann und ältester Kriegsgefangener der Welt, * 29. Juli 1913 in Hennigsdorf

P. arbeitete bis 1935 in verschiedenen Hotels in Europa, kehrte 1936 nach Deutschland zurück und arbeitete dann als Dolmetscher für Italienisch. Bald wurde er verbeamtet und in den Kriminaldienst übernommen, wo er für den Kontakt zu anderen Polizeidiensten, vor allem mit dem italienischem, zuständig war.

Ab Februar 1941 war Pr. an der deutschen Botschaft in Rom Verbindungsoffizier zur italienischen Polizei. Nach einem Partisanenattentat der Kommunisten unter Rosario Bentivegna auf deutsche Soldaten in der Via Rasella am 23. März 1944, bei dem 33 deutsche Soldaten sowie eine Unzahl unbeteiligter Passanten ums Leben kamen, wurde den in Rom stationierten deutschen Einheiten als Vergeltungsmaßnahme von Berlin die Erschießung von Geiseln im Verhältnis von 10 Geiseln pro getötetem Deutschen befohlen. In den ardeatinischen Höhlen, einem Steinbruchgelände nahe Rom, wurden am 24. März 1944 auf Anforderung der Deutschen von 330 Geiseln durch die italienische Kommandantur 335 Zivilisten zur sofortigen Erschießung überstellt. Einer der beteiligten Offiziere war Pr. Zum Kriegsende 1945 diente Pr. zuletzt im Rang eines SS-Hauptsturmführers. Der befehlshabende Obersturmbannführer Herbert Kappler wurde 1948 zu lebenslänglicher Haft verurteilt, kam aber 1977 schwer erkrankt, wenige Monate vor seinem Tod, frei.

Pr. lebte nach dem Krieg 20 Monate in englischer Kriegsgefangenschaft in Italien. Nach seiner Flucht aus dem Lager in Rimini wohnte er zunächst bei seiner Familie in Sterzing in Südtirol bis Oktober 1948. Dann wanderte er nach Argentinien aus, wo er unter seinem echten Namen und mit gültigen argentinischen Papieren in Bariloche lebte. Er wurde dort Vorsitzender des Trägervereins der Deutschen Schule und genoss hohes Ansehen in der Deutschen Gemeinde und bei den Einheimischen. Nach Wiederaufnahme der deutsch-argentinischen Beziehungen 1952 hatte er sich für den deutschen Pass registrieren lassen und ihn erhalten. 

1993 stellten deutsche Ermittler einen Auslieferungsantrag, Pr. wurde in Argentinien darauf unter Hausarrest gestellt. Der römische Militärstaatsanwalt Antonino Intelisano, erreichte 1995 seine Überstellung nach Italien. Im August 1996 wurde Pr. von einem Militärgerichtshof in Rom freigesprochen. Weltweit von den sogenannten Wiesenthal-Zentren angestiftete Proteste führten dazu, dass ein Kassationsgericht am 15. Oktober 1996 den Freispruch für nichtig  erklärte, so dass Pr. nochmals vor Gericht musste. Diesmal wurde ein Strafmaß von 15 Jahren verhängt. Aufgrund von Amnestiegesetzen wurde die Strafe um zehn Jahre reduziert und zugleich die Untersuchungshaft angerechnet. Im Frühjahr 1998 wurde Pr. von einem Militär-Berufungsgericht in Rom zu lebenslanger Haft verurteilt.
   
Wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustands verbringt Pr. die Haft in Hausarrest. Anfang Juni 2007 erreichte sein Anwalt, dass er sich mit Einschränkungen und Ankündigung bei der Polizei frei in Rom bewegen darf. Amos Luzzatto, führender Vertreter der jüdischen Gemeinde, warf dem Gericht daher vor, die Haftstrafe Priebkes zu umgehen. Am 19. Juni 2007 wurde die Lockerung des Hausarrests wieder zurückgenommen, um im Jahr 2009 wieder mit zusätzlichen Auflagen in Kraft gesetzt zu werden.

Literatur über / Writings concerning: Pr.
* Priebke, Erich u. Paolo Giachini: Autobiographie: „Vae victis“, Rom: Associazione Uomo e Libertà, 2003
* Storia, giustizia e verità a confronto. Roma : Assoc. Uomo e Libertà, 1997 
* Dietro Priebke: Pace, Mary. - Casale Monferrato : Piemme, 1997, 1. ed. 
*Der Fall Priebke - Gyseke, Gernot. - Berg am Starnberger See : Druffel, 1997 
Interview with Erich Priebke:
Petition für Erich Priebke 2006:
Erich Priebke – Deutschlands letzter Kriegsgefangener:
Zum 97. Geburtstag von Erich Priebke: 
Freiheit für Erich Priebke:

Letzte Änderung / Last update: 19.12.2012 

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Quelle: Internet
 

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